Vortrag: Ärzte gegen Tierversuche

15. Januar 2020|

Ein Vortrag von Dr. med. vet. Gaby Neumann
von „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“

Dienstag, 28.01 | 16 Uhr | AR-HB 029

Biomedizin im 21. Jahrhundert – Überblick und Ausblick
Während in England ein großes Tierversuchslabor bis 2022 schließen will, weil die Zukunft in
modernen tierversuchsfreien Methoden liegt, hält die deutsche Forschung weiterhin an
Tierversuchen fest. Dabei gibt es mittlerweile viele Belege darüber, dass Ergebnisse aus
Tierversuchen kaum auf den Menschen übertragbar sind. Außerdem kommen viele menschliche
Erkrankungen bei Tieren natürlicherweise meist gar nicht vor. Deshalb werden deren Symptome bei
jungen gesunden Tieren künstlich erzeugt. Die eigentlichen Ursachen der Erkrankung,
Begleiterkrankungen und oft langjährige Krankheitsverläufe beim Menschen können damit aber nicht
reproduziert werden.
Längst gibt es moderne, tierleidfreie, humanbasierte Forschungsmethoden, die eine viel höhere
Relevanz für Menschen als Tierversuche haben. Computerprogramme mit künstlicher Intelligenz
erkennen toxische Substanzen mit größerer Sicherheit. Man kann z. B. Hautzellen in sogenannte
induzierte pluriputente Stammzellen umwandeln, aus denen sich durch Zugabe verschiedener
Nährstoffe eine kleine Kopie jedes Organs entwickeln kann – ein Organoid. Obwohl häufig kleiner als
ein Millimeter, besitzen solche Organoide eine komplexe, dreidimensionale Struktur, die der des
eigentlichen Organs ähnelt. Und da sie aus menschlichen Zellen bestehen, liefern sie relevante
Erkenntnisse über die Prozesse im menschlichen Körper. So können z. B. Mini-Gehirne, Leber,
Lungen, Haut, Herz, Bauchspeicheldrüsen und viele andere Organe generiert werden. Dazu besitzen
sie auch den Vorteil, dass sie aus Zellen verschiedener Patienten produziert werden können. Dadurch
lassen sich personalisierte, auf den Menschen zugeschnittene Modelle darstellen, die eine
Einschätzung ermöglichen, wie jedes einzelne Individuum auf eine Substanz oder Therapie reagiert.
Millimeterkleine Organe werden auf mikrofluidischen Systeme gebracht, die sogenannten Organeauf-
dem-Chip. Auf Multiorganchips-Systemen kann man zurzeit bis zu 10 kleine Organe gleichzeitig
züchten. Diese sind durch kleine Kanäle miteinander verbunden und nehmen an einem komplexen
Stoffwechsel teil. So kann ein ganzer Mini-Mensch-auf-dem-Chip untersucht werden.
In meinem Vortrag werde ich kurz auf die Problematik von tierexperimentell gestützter Forschung in
der Biomedizin eingehen. Außerdem werden einige neue, vielversprechende Methoden der
biomedizinischen Forschung im Detail vor- und deren enormes Potenzial für die Verbesserung des
menschlichen Wohls dargestellt.

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