Emanzipation der Männer, nicht nur der Frauen? Männlichkeit – eine kritische Betrachtung. Ein Vortrag von PD. Dr. Michael Hirsch

21. Juni 2022|

Um 18:30 Uhr Raum US-C-114.

Emanzipation der Männer, nicht nur der Frauen? Männlichkeit – eine kritische Betrachtung

Ein Vortrag von PD. Dr. Michael Hirsch.

Der Vortrag entwickelt theoretische, politische und praktische Perspektiven für eine emanzipierte Vorstellung von Männlichkeit heute. Gegen die im neoliberalen Feminismus dominierenden Vorstellung, dass es bei fortschrittlicher Gleichstellungspolitik primär um das Beiseiteräumen der Hindernisse für die ungehinderte Verfügbarkeit aller Frauen für den Arbeitsmarkt geht (und um eine leicht erhöhte Beteiligung von Männern an Haus- und Sorgearbeit), geht der Vortrag von einer prinzipiellen Kritik der Leistungsanforderungen in der männlich dominierten Lohnarbeitsgesellschaft aus.

Es wird gefragt: Wie könnten Erwerbs- und Sorgearbeit, wie könnten Arbeit und Leben überhaupt auf eine Weise zwischen den einzelnen sozialen Klassen und Geschlechtern aufgeteilt werden, dass man nicht mehr nur von mühsam hier und da erreichten Formen von „Vereinbarkeit“ sprechen kann, sondern wirklich von einem guten Leben für alle? Ein emanzipierter Begriff von Männlichkeit ist in der Beantwortung dieser Frage zu suchen. Wie ist es möglich, sich jenseits bloßer Ausnahmen und Provokationen wirklich von den bisherigen Rollenbildern und Normalitätsvorstellungen dessen zu lösen, was als Mann, was als männliche Lebensweise gilt? Die These ist: Feminismus und Emanzipation werden nur dann progressiv sein, wenn sie wirklich eine konkrete Vision für ein besseres Leben für alle entwickeln. Dafür aber muss man sich, persönlich wie politisch, sowohl von den woken Formen von Feminismus als auch vom neoliberalen Elitenfeminismus absetzen, die jeweils nur Minderheitenidentitäten adressieren, anstatt die herrschende Regel der androzentrischen Arbeitsgesellschaft selbst zu transformieren.

PD Dr. Michael Hirsch ist Politikwissenschaftler und Philosoph und lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen. Er lebt als freier Autor und Dozent in München und arbeitet regelmäßig für Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk. Seit 2010 ist er als Vortragsredner in der Frauen-, Männer- und Gleichstellungsbewegung tätig. Aktuell arbeitet er an einem Buch über die Emanzipation von Frauen und Männern vom Geschlechterregime der Lohnarbeitsgesellschaft.

Jüngere Buchveröffentlichungen:

Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022); Richtig falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen (2019); Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft. Eine politische Philosophie der Arbeit (2016)

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