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Diversität/Vielfalt – ein antirassistischer Programmbegriff?

11. Juli 2019, 19:00 - 22:00

Der Komplex Diversität/Vielfalt steht für eine moderne Konsensfiktion. Das bedeutet, vereinfacht: Es ist schwer, dagegen zu sein, weil Vielfalt nicht zu befürworten, keine geduldete, abweichende politische Meinung ist, sondern zur moralischen Ausschließung und Ächtung des Dissidenten führt. Das hat zunächst den Effekt, öffentlich geäußerten Dissens zu entmutigen und zu erschweren. Was aber nicht heißt, dass es ihn nicht gäbe. Er geht in den Untergrund, wird subkutan und auf die Hinterbühne verbannt. Diese diskursive Ordnungsleistung von moralisierten Konsensfiktionen hält so lange, bis eine politische Kraft auftritt, die sich vom provokativen Tabubruch mehr Erfolg und Zustimmung verspricht als vom „Mitspielen“.
Bei Konsensfiktionen dient die Kopplung des kognitiven Wertkonzeptes an moralische Achtung bzw. Missachtung der Einschränkung des öffentlichen Debattenraums. Wer sich weigert, den Gesslerhut Diversität zu grüßen, der wird im Gegenzug keineswegs als Beleg für eben diese Diversität gefeiert und akzeptiert. Er wird vielmehr mit Kontaminationsbegriffen überzogen. Konsensfiktionen und Kontaminationsbegriffe gehören zusammen. Über Konsensfiktionen wird moralischer Zustimmungsdruck aufgebaut, und über Kontaminationsbegriffe wird der Spielverderber aus dem diskursiven Raum verbannt.
Kontaminationsbegriffe sind diskursiv so angelegt, dass sie jeden, der mit ihnen in Berührung kommt, infizieren und isolieren. Sie stehen für Komplexe, mit denen niemand von Vernunft in Beziehung gebracht werden will. Ein paar der gängigen Beispiele sind: Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien.
Ich werde versuchen, Argumente für einen vorsichtigen Gebrauch des Rassismus-Vorwurfs zu sammeln (und für eine Vermeidung moralischer Konsensfiktionen im politischen Raum).

Clemens Knobloch ist Linguist und emeritierter Professor an der Uni Siegen. Nach dem Studium der Germanistik und der Kommunikationswissenschaft, einer kommunikationswissenschaftlichen Dissertation promoviert. Er war Mitarbeiter an der Bonner Forschungsstelle des Instituts für deutsche Sprache im Projekt „Ost-West-Wortschatzvergleiche“. Nach seiner Promotion wechselte er 1980 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Uni Siegen, wo er mit einer Arbeit über die Geschichte der deutschen Sprachpsychologie habilitierte.

Details

Datum:
11. Juli 2019
Zeit:
19:00 - 22:00

Veranstalter

FCLR Siegen

Veranstaltungsort

Bücherkiste Siegen
Bismarckstraße 3
Siegen, 57076 Deutschland
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