Die Campus-App ist endlich da… Aber doch nicht so!
In der UniNow-App werden verschiedene Campus-Online Dienste zusammengeführt. Es handelt sich um einen Dienst, der der Uni Siegen für eine einmalige Zahlung von 10.000 Euro zur Verfügung gestellt wird. In der App wirst du z.B. den Mensa-Plan abrufen können, Noten einsehen, deine Uni-Mails lesen, den Stundenplan abrufen, einen News-Feed verfolgen und einiges mehr.
Eine übersichtliche Campus-App, und das kostenlos! Klingt toll, aber wo ist der Haken?
In der freien Wirtschaft wird nichts verschenkt, und so ist es auch mit dieser App. Die Digitalisierung der Hochschulen ist ein unverzichtbares, wichtiges Projekt. Die digitale Infrastruktur unserer Uni sollte, eben weil sie so wichtig ist, aber nicht in die Hände privater Unternehmen gelegt werden. Es wird eine Abhängigkeit von dem UniNow-Anbieter geschaffen, die im schlimmsten Fall die Funktionalität der Abläufe an unserer Uni beeinträchtigt.
Die Uni Siegen hat sich aus Datenschutzgründen lange gegen UniNow gesperrt – diese Bedenken soll ein Datenverarbeitungsvertrag ausräumen. In der App werden aber Stellenanzeigen geschaltet. So wirbt UniNow auf seiner Website gezielt Unternehmen an:
– “Geeigneten Nachwuchs schon heute treffen, binden und rekrutieren”
– “Nutzen Sie die Vielfalt unserer Werbeanzeigen, denn Ihre Anzeige kann gezielt nach Hochschulen und Fachrichtungen auf der Startseite der UniNow-App ausgeliefert werden”
Die UniNow GmbH finanziert sich durch das Schalten der Stellenangebote – bietet also exklusiven Zugang zu potentiellen Arbeitskräften, was mit einer Campus-App, die den Studi-Alltag erleichtern soll, nichts zu tun hat. Eine App in Kooperation mit dem Land NRW war auch eine Option, das war der Uni allerdings zu aufwendig und zu teuer. Das Verfügbarmachen der Studierenden als zukünftige Arbeitskräfte ist also der Preis, den die Uni entschieden hat zu zahlen.
Welche Unternehmen in der App auf sich aufmerksam machen werden, dazu hatten sich die Verantwortlichen nach eigener Aussage bisher keine Gedanken gemacht.
Wir schon.
Hier ist ein Auszug aus der langen Liste der Unternehmen, mit denen UniNow “kooperiert”:
- Axel Springer SE
- BW Consulting – internes Beratungsunternehmen der Bundeswehr
- Union Investment – Investmentbank
- Intrum – Inkassounternehmen
- Deutsche Wohnen SE – Immobiliengesellschaft
- Ernst & Young Global Limited – internationale Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung
- Value AG – Immobilienwertschöpfung
- PERM4 – Headhunter
- Unternehmensgruppe Theo Müller (Müllermilch)
Und jetzt?
Wir begrüßen die dringend nötige Digitalisierung und die Vereinfachung der Nutzung unserer Online-Dienste. Die Studierenden zu “verkaufen”, um mit der Campus-App selbst keine großen Kosten zu haben, ist aber komplett indiskutabel. Zudem war die Studierendenschaft zu keinem Zeitpunkt in den Entscheidungsprozess eingebunden. Wir empfehlen euch, die App mit Vorsicht zu genießen und angezeigte Stellenangebote mit einem kritischen Blick zu betrachten.