„Augen zu und durch“!?

25. Juni 2013|

Undichte Fenster, Schimmel in den Zimmern, nachts nur kaltes Wasser: die Bedingungen im privaten Studentenwohnheim Bürbach sind nicht länger tragbar. Vertreter*innen des AStA haben sich mit einigen Bewohner*innen getroffen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.

Zwei Studierende begrüßen uns im Foyer des Wohnheims und sind erstaunt, dass wir sie schon erwarten. „Normalerweise kommt hier keiner einfach so rein, selbst die Post oft nicht.“ – Klingeln hätten wir auch vergeblich gesucht. Die beiden zeigen uns ihre Wohnungen und die bestehenden Mängel auf. „Im Winter wird mein Zimmer aufgrund der schlecht isolierten Rohre immer viel zu warm. Ich muss zur Wärmeregulierung sogar das Fenster öffnen während bei anderen die Heizkörper kaum lauwarm werden. Im Sommer habe ich durch die veralteten Rohre quasi eine permanent auf Hochtouren laufende Fußbodenheizung – aber nur an einigen Stellen. Das Heizsystem ist hinüber!“ klagt der Eine, die Andere ergänzt: „Ab ca. 22 Uhr wird uns für mehrere Stunden das warme Wasser abgedreht, gestern Morgen musste ich um halb sieben eiskalt duschen.“ In den Bädern und Küchen befinden sich oft keine Fenster. Auch die veralteten Lüftungsanlagen funktionieren unzureichend, sodass „ich das Essen meines Nachbarn noch zwei Tage riechen muss, nachdem er es gekocht hat“, berichtet ein weiterer Studierender. „Außerdem wird die Internetverbindung der Masse an Nutzer*innen nicht gerecht.“

Über die dunklen Flure gelangen wir in den Waschraum. Sechs Waschmaschinen, drei Trockner, knapp 40m² Fläche, auf der die Wäsche aufgehängt werden muss – auf den Fluren dürfen die über 300 Studierenden „aus brandschutztechnischen Gründen“ keine Wäsche trocknen. Auch in diesem fensterlosen feuchten Raum funktioniert die Abluft nicht – der Schimmelbefall ist nicht zu übersehen. Bevor uns noch drei ausländische Studierende spontan ihre Zimmer und Küche zeigen, werden wir in den „Aufenthaltsraum“ geführt.

Das Wohnheim wirbt auf seiner Internetpräsenz mit dem Satz „Unser Tischtennisraum lädt zur sportlichen Betätigung ein“, tatsächlich befinden sich in diesem Raum nur die heruntergekommene Platte, zwei Stühle und noch mehr Schimmel. Einladend? Eher weniger.

Seit Jahren scheint hier nichts saniert oder renoviert worden zu sein. Was für die Bewohner*innen „das Fass zum Überlaufen“ brachte, ist die geplante Mieterhöhung – begründet durch scheinbar gestiegene Nebenkosten, die jedoch nur auf Nachfrage individuell offengelegt werden. Die Studierenden haben sich organisiert und die Probleme zusammengetragen, „einen Wohnheimrat gibt es nicht mehr seit die AWO, die sich sehr für den Erhalt eines solchen Rates aussprach, das Gebäude nicht mehr trägt.“, weiß ein Bewohner, der seit einigen Jahren hier wohnt, sich nun aber nach anderen Wohnmöglichkeiten umsieht. Weiter erzählt er: „Die Sache ist die, dass vor allem ausländische Studierende hier wohnen, die oft nur ein bis zwei Semester in Siegen bleiben. Sie wissen meist nicht worauf sie sich einlassen, sind froh wenn sie überhaupt eine Wohnung bekommen und sprechen oft nicht ihre Probleme an, womöglich weil sie Angst vor Konsequenzen haben könnten oder sich einfach für die kurze Zeit mit den Umständen abfinden – Augen zu und durch also.“

Die prekäre Wohnsituation kann von den Studierenden nicht weiter hingenommen werden – erste Schritte wurden bereits unternommen, unter anderem der Mieterschutzbund informiert. Bleibt zu hoffen, dass die Beschwerden der Mieter*innen endlich ernst genommen werden und sich die Lage für unsere Kommiliton*innen verbessert.

AStA-Referat für Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

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