Eine Stadt, die sich Universitätsstadt schimpft

29. August 2013|

Der Stadtrat hat entschieden: das Park Hotel geht nicht an das Studentenwerk – obwohl es sich mit dem Eigentümer offensichtlich bereits einig war. Wieder wird ein fertiges Konzept des Studentenwerks vom Rat blockiert, wie schon bei der ehemaligen Jugend-herberge, die nun abgerissen wird.

Der Bürgermeister erklärte gestern im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung, dass man mit der Kampagne „Jeder Quadratmeter zählt“ über 350 Wohneinheiten mit insgesamt 10500 m² Fläche gewonnen habe. „Linken-Sprecher Martin Gräbener nannte Zahlen: 188 Angebote habe die Kampagne erhalten, 88 davon aus Siegen, die übrigen aus dem Umland.“ (Siegener Zeitung, 29.08.13, 14:00 Uhr) Die Stadt Siegen rühmt sich mit Wohnungsangeboten in Betzdorf, Hilchenbach oder Freudenberg – in der Stadt selbst heißt man kaum Studierende willkommen.

Wie wir bereits im Offenen Brief an den Bürgermeister andeuteten, ist für uns die Kampagne nun endgültig eine scheinheilige geworden. Herr Mues verrannte sich gestern in seinen eigenen Aussagen, als er in der Diskussion in den Raum warf, man dürfe „nicht das eine tun und das andere lassen“, wenn es um die Erschließung studentischen Wohnraums ginge. Genau das tut er aber – und erfährt dabei Unterstützung von der Mehrheit des Rates. Auf Initiative der FDP wurde der Antrag auf eine Umwidmung des Hotels insofern geändert, dass man gefordert hat, erst die mögliche Errichtung eines Hotels am Kirchweg bis zu dessen Fertigstellung abzuwarten, bevor man grünes Licht in Sache Park Hotel geben könne. Die aktuelle und sich in den kommenden Wochen noch verschärfende Wohnungsnot, die der Bürgermeister u.a. in der Lokalzeit Südwestfalen vom 28.08. (WDR, 29.08.13, 14:00 Uhr) abstreitet und nur für wenige Wochen prognostiziert, wird also nicht bekämpft.

Eine Stadt, die sich Universitätsstadt schimpft. Mit der Errichtung eines Wohnheims hätte nicht nur Studentisches Leben mit dem Campus Siegen Mitte Einzug in die Innenstadt erhalten, sondern auch Studentisches Wohnen. Das Wichtigste an der Sache: Bezahlbares Wohnen – und das in einer attraktiven Lage. Denn genau das garantiert eine Wohnraumkampagne nicht. Studentisches Leben als Förderung der Wirtschaft in der Innenstadt ist also mit dem Einzug der Hörsäle in das Karstadt-Gebäude gern gesehen, wohnen soll hier aber niemand. Dem Titel, den die Stadt mit Stolz trägt, wird sie nicht gerecht. Universitätsstadt zu sein bedeutet nicht nur möglichst viele junge Menschen an die Universität zu lassen, sondern Ihnen auch die Möglichkeit zu geben, am Leben in der Stadt teilzuhaben. Willkommen an der Universität, aber nicht in der Stadt Siegen.

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