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11. Januar 2015|

Universität Siegen stellt Gelder für die Studienabschlussunterstützung chronisch kranker oder schwerbehinderter Studierender zur Verfügung

von FelbertRund 60 Namen stehen in der Datei von Dr. Ulrich von Felbert. Dabei handelt es sich um chronisch kranke oder schwerbehinderte Studierende an der Universität Siegen. „Wahrscheinlich gibt es aber noch viel mehr“, so der Behindertenbeauftragte der Universität. Laut Statistischem Bundesamt galten 2013 insgesamt 9,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland als schwerbehindert. Schwerbehinderte oder chronisch Kranke überschreiten häufig die Regelstudienzeit. Das hat seine Gründe. Von Felbert: „Durch Krankheitsschübe oder Behandlungen werden sie immer wieder aus dem Studium gerissen.“ Natürlich passiere es ab und an auch, dass Klausuren nicht bestanden würden. Das Schieben solcher „Problemklausuren“ habe manchmal zur Folge, dass das Studium bis auf eben diese Prüfung(en) geschafft sei. Drei Versuche gebe es pro Klausur. Danach gelte das gesamte Studium als nicht bestanden. Für chronisch Kranke oder Schwerbehinderte sei das mit Blick auf die häufig lange Studienzeit besonders bitter. Zudem sei eine solche Niederlage ihrer Gesundheit nicht zuträglich.

Von Felbert: „Der AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) fragte bei mir nach, ob es Projekte gibt, um Schwerbehinderte zu unterstützen.“ Die lange Studiendauer war schnell als gemeinsamer Unterstützungsansatz ausgemacht. Eine ganz besondere Hürde bildet der Studienabschluss mit den damit verbundenen Abschlussarbeiten und Prüfungen. Der Behindertenbeauftragte: „Ich wünsche diesen Menschen, dass sie die Unterstützung bekommen, die sie benötigen, um ihr Studium abzuschließen.“ Die Art der Hilfe und deren Dauer seien dabei von Person zu Person verschieden. Von Felbert: „Der Gedanke ist, dass Leute mit einem ersten Hochschulabschluss, die das gleiche Fach studieren wie der/die zu Unterstützende, als eine Art Coach fungieren.“ Sie sollen gezielte Studienabschlussunterstützung leisten. Dabei kann es sich beispielsweise um konzeptionelle Unterstützung bei der Fertigung einer Abschlussarbeit handeln, um Korrekturlesen oder beispielsweise um gezielte Vorbereitung auf eine mündliche Prüfung.

Dr. Ulrich von Felbert und Matthias Baumunk in seiner Funktion als AStA-Sozialreferent stellten einen Antrag auf Bezuschussung/Finanzierung der Studienabschluss-unterstützung aus  Qualitätsverbesserungsmitteln (QVM). Insgesamt 750.000 Euro aus QVM-Mitteln hatte die Universitätsleitung 2014 für die Realisierung studentischer Projekte zur Verfügung gestellt. Dem Antrag stimmten die mehrheitlich mit Studierenden besetzte Auswahlkommission sowie das Rektorat  der Universität Siegen zu. 24.000 Euro stehen für das Projekt zur Verfügung. Drei Studierende werden bereits unterstützt, drei weitere Studierende haben wegen Hilfestellung nachgefragt..

Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart: „Das Rektorat hat den Antrag des Behindertenbeauftragten und des AStA gerne positiv beschieden. Wir möchten Menschen mit Handicap Mut machen, diese Hilfestellung anzunehmen. Das hat aus unserer Sicht nichts mit Schwäche zu tun, sondern mit Chancengleichheit.“

 Bereits seit dem Wintersemester 2013/14 organisiert Dr. Ulrich von Felbert mithilfe einer studentischen Hilfskraft gezielt Unterstützung für chronisch kranke oder schwerbehinderte Studierende. Die Hilfskraft ist beispielsweise den blinden Studierenden bei der Aufbereitung von Literatur behilflich. Manchen Studierenden mit Gelenkproblemen fällt das Schreiben über längere Zeit hinweg sehr schwer. Ist anstelle einer mehrstündigen Klausur keine mündliche Prüfung möglich, wird für Klausuren ein Sekretär gestellt. Der Behindertenbeauftragte: „Auch in diesen Fällen ist es sinnvoll, wenn der Sekretär/die Sekretärin fachkundig ist.“ Der Behindertenbeauftrage der Universität Siegen ist auf das Erreichte schon ein wenig stolz. Zwar gebe es in NRW Hochschulen, deren Infrastruktur weit besser auf Menschen mit Handicap eingestellt sei, aber von der  Existenz einer solchen Studienabschlussunterstützung habe er noch nicht gehört.

Foto: Dr. Ulrich von Felbert, Behindertenbeauftragter der Universität Siegen

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