Flüchtlingsunterkunft in der Dreifachturnhalle

17. Juli 2015|

Liebe Kommiliton*innen,

wir möchten euch hiermit über die Vorhaben und Hintergründe zur Flüchtlingsunterkunft an der Universität Siegen informieren.

„Die Universität Siegen stellt Räumlichkeiten für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. Ab dem 20. Juli 2015 werden rund 150 Flüchtlinge in der Dreifachturnhalle (Gebäude AR-S) auf dem Campus Adolf-Reichwein-Straße unterkommen können. Die Bezirksregierung Arnsberg hat die Universität Siegen am 16. Juli 2015 darüber informiert, dass sie die Dreifachturnhalle als Notunterkunft ausgewählt hat.“ Diese Nachricht hat die Universität noch am gleichen Tag veröffentlicht, nachdem sie gegen 12 Uhr von der Bezirksregierung informiert worden ist – die Begehung fand unmittelbar statt. Es wird sich um eine Erstunterbringung handeln, heißt es geht um Identitätsfeststellung und medizinische Untersuchung sowie Versorgung der Geflüchteten. Eine Infoveranstaltung und ein „Empfang […], um alle Flüchtlinge herzlich willkommen zu heißen und an dieser Stelle eine Willkommenskultur zu schaffen“ sind in Planung.

Wir können und wollen jedoch auch die bereits im Juni aufkeimende Diskussion zur Unterbringung von Geflüchteten in der Turnhalle der Universität nicht unkommentiert lassen.

Zur Entscheidungsfindung: Vor einigen Wochen hat die Bezirksregierung Arnsberg bei der Universitätsleitung angefragt, ob eine Unterbringung von Geflüchteten möglich sei. Daraufhin hat der Kanzler der Universität die grundsätzliche Bereitschaft zur Unterbringung signalisiert. Konkret ging es um die Einrichtung einer Notunterkunft in der Dreifachturnhalle gegenüber des Parkhauses zur übergangsweisen Unterbringung von Geflüchteten im Zeitraum der vorlesungsfreien Zeit. Der Bezirksregierung wurde weiterhin mitgeteilt, dass zuvor eine Begehung stattfinden solle, um zu prüfen ob die Halle den Bedürfnissen gerecht werde – am 16.07. wurden die Voraussetzungen der Halle kontrolliert und für geeignet befunden.

Zur Diskussion: Die Angebote des Hochschulsports, die in den Semesterferien in der Turnhalle stattfinden sollten, müssen größtenteils abgesagt werden – für einzelne prüft die Uni derzeit, ob es Ersatzflächen gibt. Es ist nicht zu verstehen, dass in manchen Köpfen ernsthaft eine Abwägung zwischen dem Schicksal von Menschen und dem eigenen Bedürfnis nach Sport – zudem  in einer ganz bestimmten Turnhalle in einem begrenzten Zeitraum – stattfindet.

Nicht nur die Tatsache, dass Sport hier wichtiger zu sein scheint, als Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten, sondern auch, dass den bedürftigen Menschen hier auch noch mit Rassismus und Diskriminierung entgegen getreten wird, macht für uns einmal mehr deutlich, dass wir uns diesem Trend entgegensetzen müssen. Mit vielen Menschen in einer Turnhalle mit nur einigen Toiletten und noch weniger Duschen zu übernachten – und das weiß jede*r, der*die schon mal bei einem Abiball, Sport-, Turnfest oder Ähnlichem nur für eine Nacht in einer Turnhalle geschlafen hat – ist spätestens nach einer Woche auf Grund von etwaigen Gerüchen, Schmutz und ganz zu schweigen von fehlenden Freiräumen und Rückzugsorten, unerträglich.

Die Panikmache, welche teilweise von Mitarbeiter*innen und Studierenden im Netz und auf den Fluren gegen die ankommenden Menschen betrieben wird ist einer Gesellschaft und auch einer bildungsschaffenden Institution wie der Universität absolut unwürdig.

Nicht nur aktuell sondern auch in Zukunft werden Menschen Zuflucht finden müssen. Wir setzen uns dafür ein, dass ihnen diese gewährt wird und begrüßen die jetzige Entscheidung der Hochschulleitung.

Wir rufen euch dazu auf ein klares Zeichen zu setzen, das einzig richtige Zeichen:

„Refugees Welcome! An der Universität Siegen! Überall!“

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