Rede des AStA zum Jahresempfang des Rektorats

11. April 2018|

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Vera Fengler, und heute bin ich die Stimme, die stellvertretend für die Studierenden unserer Universität spricht. Bei Anlässen wie diesen ist es der verfassten Studierendenschaft normalerweise gestattet, zumindest über eine begrenzte Zeit, zu Sprechen und ihren Anliegen gebührenden Raum zu verschaffen. An dieser Stelle könnte ich nun für die gnädige Einladung zur Podiumsdiskussion danken. Dass wird nicht passieren!
Das Motto unserer Universität ist: Zukunft menschlich gestalten. Dass gerade Armin Laschet eingeladen wird, demonstriert, dass Menschlichkeit weder in der Gegenwart noch in der Zukunft eine Rolle spielt. Stattdessen zwingt man uns in ein Setting, in dem man die Studierendenschaft sofort berichtigen, zurückweisen oder als schlecht informiert hinstellen und damit mundtot machen kann. Das ist keine Mitbestimmung, nicht einmal Mitwirkung, sondern reine Scheinpartizipation. Genau das ist dieser Jahresempfang und wir sollen hier als schmückendes Beiwerk auch ein paar kritische Worte auf dem Podium sagen dürfen? Das reicht uns nicht. Wir wollen mehr für uns Studierende, mehr für unsere Uni und Gesellschaft, mehr als nur eine schöne neue Fassade die mit Mitbestimmung oder Bildungsgerechtigkeit offensichtlich nichts zu tun hat. Die Bildungs- und Sozialpolitik der vergangenen Jahrzehnte hat auf die sich verändernden gesellschaftlichen Verhältnisse nicht reagiert. Die Gesellschaft wird in einem Bildungssystem erzogen welches an der Realität schon lange vorbei geht und wir sollen an dem leidigen Reformationspingpong von SPD und CDU teilnehmen?
Aus diesem Grund und aus vielen anderen werden wir diese Scharade hier und heute nicht mitspielen. Diese Veranstaltung – geplant für die High-Society der Region – repräsentiert weder die Uni noch ihre Studierendenschaft. Nein, sie repräsentiert nur diese Gesellschaft in all ihren Widerlichkeiten: Den systematischen Ausschluss der breiten Masse, der Arbeitenden und der Studierenden, (gleichzeitig) die Lobhudelei alter weißer deutscher Eliten, die sich alle glücklich auf die Schultern klopfen, was sie doch wieder Tolles gemacht haben, für sich, ihr eigenes Ansehen und ihren eigenen Wohlstand. Aber sie sagen natürlich, all dies sei für die Uni, die Region; manche – in ihrem Wahn komplett verblendet – behaupten sogar für die Menschen insgesamt. Dieser Empfang mit seinem Ehrengast Armin Laschet steht für die Abschaffung vom Sozialticket, für ertrinkende Flüchtlinge im Mittelmeer, für deutsche Panzer, die in Afrin einen Völkermord begehen.
Diese Landesregierung hat kein Interesse an Menschlichkeit. Ihr geht es um Rüstungsforschung, um demokratischen Abbau und Bildungsungerechtigkeit. Das ist nicht die Uni die wir uns wünschen, das ist nicht die Gesellschaft in der wir leben wollen! Das ist nicht unsere Zukunft!
Und diese Veranstaltung ist ein reines Spektakel all der Dinge die wir ablehnen. Kein Nutzen für die Menschen wird hier entstehen. Keiner der 19.000 Studierenden wird etwas von dieser Veranstaltung haben.

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